Page 620 - Het middeleeuwse kastelenlandschap van het Oversticht - Diana Spiekhout
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Zusammenfassung
sie als Stammburgen nutzten. Stattdessen fungierten die Burgen als militärische, rechtliche, administrative und wirtschaftliche Stützpunkte und als Grenzburgen des Oversticht. Diepenheim löste Goor ab 1331 als Grenzburg ab, da sich die Grenze des Stiftes durch den Kauf der Herrlichkeit nach Süden verlagerte. In der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts wurde sie nicht mehr genutzt.
Die Burgherren der Burgen Goor und Diepenheim mussten in der Nähe der Burg wohnen, um sie zu schützen. Ab der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts nahm der Bischof von der erblichen Verleihung dieser Ämter Abstand. Damit waren die Burgherren als Beschützer der Burgen ins Abseits geraten. Zwar behielten die bisherigen Burgherren ihren Status bei, aber zum Schutz der Burgen wurden nun Söldner angeworben, die von einem Burgmann, der abgesetzt werden konnte, angeführt wurden.
Wie andere Adelige im Sticht wollten auch diese Burgmänner ihre eigene Residenz schmücken, vorzugsweise mit Verteidigungsarchitektur. Ab dem vierzehnten und insbesondere ab dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert ist zu beobachten, dass die Residenzen dieser Burgmänner zu Adelshäusern heranwuchsen. Wie die königsfreien Burgherren versuchten die Bewohner, Güter und Rechte rundum ihre Häuser zu sammeln, wenn auch in viel kleinerem Maßstab. Diese bildeten in der neuen Ära die Grundlage für verschiedene Landgüter, die noch heute die Landschaft im Südwesten von Twente prägen.
In Kapitel 6 schließlich verglichen wir die Forschungsergebnisse mit der Burgenentwicklung in Nedersticht Utrecht und im Bistum Münster. In Bezug auf das niederländische Bistum sind die Ergebnisse weitgehend ähnlich. In zwei Punkten gibt es getrennte Entwicklungen: beim Bau von Befestigungsanlagen durch Herrscher in Drenthe und Gorecht und bei der bischöflichen Burgenpolitik zwischen 1350 und 1450. Die Entstehung des Fürstbistums Münster hingegen hatte eine andere Entwicklung. Der Münsteraner Bischof begann mit der Ausdehnung seines säkularen Territoriums erst etwa in der Mitte des zwölften Jahrhunderts. Ab dem vierzehnten Jahrhundert weist die bischöfliche Burgenentwicklung zwischen den beiden Fürstentümern Ähnlichkeiten auf: Zuerst gab es eine Schwächung der bischöflichen Macht aufgrund einer hohen Verschuldung, dann halfen die Städte der Bistümer dem Bischof bei der Wiederherstellung und Festigung seiner Macht.
Abschließend diskutierten wir den Beitrag des in dieser Dissertation vorgestellten Modells der Burgenlandschaft zum bestehenden wissenschaftlichen Diskurs. Seine Anwendung auf territorialer Ebene erwies sich als das wichtigste Bindeglied zur Identifizierung der Burgen: Es war möglich, die Burgenentwicklung aus der Perspektive des Erbauers, des politischen Klimas, der Form, der Funktionen und der landschaftlichen Lage im Laufe der Zeit zu rekonstruieren. Auf diese Weise erhielten wir Einblick in das, was die mittelalterlichen Menschen selbst zu einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Region über die Gebäude dachten, die wir heute als Burg betrachten. Die Ergebnisse tragen nicht nur zur Bildung von Wissen über die Burgen in Oversticht bei, sondern auch zum wissenschaftlichen Diskurs über die Definition einer Burg, über militärisch-funktionale versus repräsentative Architektur von Burgen und die Erforschung von Burg und Landschaft.
Auf territorialer Ebene war es nicht möglich, die Interaktion zwischen der Burg und der Landschaft im Detail zu rekonstruieren. In den Teilstudien auf lokaler und mikroregionaler Ebene in Hunenborg und Südwest-Twente war dies jedoch möglich: Wir konnten sowohl den Einfluss der Landschaft auf die Burgen als auch den Einfluss der Burgen auf ihre Umgebung im Laufe der Zeit feststellen. Inwieweit das Modell der Burgenlandschaft auf ein Gebiet anwendbar ist, hängt von den verfügbaren Quellen ab. Die Oversticht-Quellen erlaubten es nicht, den Teil des mindscape richtig zu rekonstruieren. Es wird sich in Zukunft sicherlich lohnen, das Modell für andere Gebiete anzuwenden, vorzugsweise in verschiedenen Dimensionen. Auf diese Weise kann ein komplexes Phänomen wie eine Burg besser in den Kontext gestellt werden. Wir hoffen, mit dieser Forschung einen Beitrag zur Entwicklung eines breiten interdisziplinären und räumlichen Zugangs zu Burgen und damit zur Theorie und Methodik der Burgenforschung geleistet zu haben.



























































































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