Page 612 - Het middeleeuwse kastelenlandschap van het Oversticht - Diana Spiekhout
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Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die mittelalterliche Burgenlandschaft der Region Oversticht; Die Entwicklung von bischöflichen Burgen, Adelshäusern und Befestigungen in Verbindung mit der Landschaft und der Gesellschaft im Nordosten der Niederlande im Zeitraum von 1050 bis 1450
Mit der hier vorgestellten Studie möchten wir die mittelalterliche Burgenlandschaft der Region Oversticht rekonstruieren. Lange Zeit sind die Burgen in diesem Gebiet, das im Spätmittelalter ungefähr die heutigen niederländischen Provinzen Overijssel und Drenthe umfasste, ebenso wie das damalige Gebiet Gorecht in der heutigen Provinz Groningen und ein Teil von Stellingwerf im heutigen Südosten Frieslands, kaum untersucht worden. Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, diese Wissenslücke zu schließen, indem die Entwicklung von bischöflichen Burgen, Adelshäusern und Befestigungsanlagen rekonstruiert und in Bezug auf die Landschaft im Nordosten der Niederlande zwischen 1050 und 1450 erklärt wird.
Dabei sind wir auf verschiedene Probleme gestoßen. Eine Studie der Burgenentwicklung erfordert die Konsultation verschiedener Arten von Quellen: aus der Archäologie, Geschichte, Architekturgeschichte, Landschaftsgeschichte und Kunstgeschichte. Die europäische Burgenforschung bietet jedoch keinen schlüssigen theoretischen und methodischen Rahmen, um diese Art von Quellen multidisziplinär oder interdisziplinär vollständig zu erschließen. Einige Forscher der letzten Jahrzehnte haben jedoch gezeigt, dass sich ein großer Einblick in Burgen und ihre Rolle in der mittelalterlichen Gesellschaft gewinnen lässt, wenn man diese Festungen im Verhältnis zur umgebenden Landschaft betrachtet. Ein solcher landschaftskundlicher Ansatz in der Burgenforschung hat einen zweifachen Ausgangspunkt: Zum einen beeinflusste die Landschaft die Lage der Burg, zum anderen prägte die Burg während ihres Bestehens die umgebende Landschaft mit. Den Studien, die sich darauf konzentrierten, mangelte es jedoch an einer Forschungsmethode, mit der sich die Vielseitigkeit von Burgen, ausgehend von verschiedenen Disziplinen, systematisch untersuchen ließ.
Inspiriert von diesen Überlegungen haben wir daher in Kapitel 1 ein dreiteiliges Modell der Burgenlandschaft als Instrument zur Untersuchung der Interaktion zwischen Burg und Landschaft in Oversticht eingeführt. Dieses Modell basiert auf den Ideen des dänischen Geographen Kenneth Olwig und des niederländischen Landschaftsphilosophen Maarten Jacobs. Olwig hat gezeigt, dass sich das germanische Wort lantskip/lantscap, wie es im Mittelalter in weiten Teilen Nordwesteuropas gebräuchlich war, nicht nur auf ein historisch- politisches Territorium mit seinen physischen Eigenschaften bezog, sondern auch auf die traditionell damit verbundene regionale Gesellschaft und ihre Institutionen, Sitten und Gebräuche. Dieses Konzept als eine Kombination aus einem greifbaren physischen Raum und einer eher immateriellen sozialen und kulturellen Landschaft wurde von Jacobs weiter ausgearbeitet. Auf der Grundlage der dreiteiligen Ontologie von Habermas entwarf Jacobs ein dreidimensionales Modell der verschiedenen Realitäten der Landschaft. Seines Erachtens besteht die erste Dimension aus der physischen Landschaft (matterscape), die aus allen möglichen natürlichen und kulturellen physischen Merkmalen, Strukturen und Mustern besteht. Diese können mit naturwissenschaftlichen Methoden positivistisch getestet werden. Zweitens unterscheidet Jacobs eine soziale Dimension der Landschaft (powerscape), in der alle sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen, Rechte und kulturellen Aspekte, einschließlich der Sprache, zum Ausdruck kommen. Diese Dimension kann dann als Teil der Domäne der Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften betrachtet werden. Drittens konstatiert Jacobs die individuelle mentale Dimension der Landschaft (mindscape), die die persönlichen Werte, Gedanken, Gefühle und Einstellungen umfasst, die Individuen gegenüber der Landschaft haben. Studien in diesem Bereich fallen traditionell in den Bereich der Psychologie, Kulturgeographie und Kunst.